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'In einer
Gesellschaft, in der die Menschheit nicht als das Maß aller Dinge
gesehen wird, kann eine bestimmte Deutung der Welt - eine menschliche
Deutung - trotzdem immer noch als die einzige Wahrheit gelten. Und
obgleich eine organische Sichtweise der Welt im Prinzip und potenziell
tierfreundlicher wäre, ist diese Art der Weltsicht nicht
notwendigerweise ein Schutz gegen gegen Anthropozentrismus. Die
Vorstellung zum Beispiel, dass Tiere die Handlungen von Menschen
brauchen, seien es Rituale oder die Jagd, um zu überleben und um sich
zu reproduzieren - gleich wie wahr das in der heutigen westlichen Welt
sein mag - ist im Grunde eine anthropozentrische Vorstellung. Zudem, wo
ein menschliches moralisches und soziales System auf den Rest der Natur
projiziert wird, wenn auch in aller Aufrichtigkeit, läuft man Gefahr,
die Sicht über das Tier als dem Anderen zu verlieren. In dem Fall
stehen Tiere in der Gefahr um ihre eigene Domäne und um ihre eigene Art
des Erfahrens der Welt beraubt zu werden. Die eigene Konstruktion des
Tieres über die Welt nicht anzuerkennen (Watzlawick 1977), sowie die
Limitation der Menschheit darin solche Konstrukte zu verstehen, kann in
einer noch weiteren Form der Zentriertheit auf den Menschen (A.d.Ü. im
Original 'humancenteredness') resultieren.'
Aus:
Barbara
Noske: Speziesismus,
Anthropozentrismus und nichtwestliche Kulturen (diesen
Text können sie als PDF Datei vollständig auf
http://www.simorgh.de finden)
Der
Originaltext Speciesism, Anthropocentrism and Non-Western Cultures
ist erschienen in: ANTHROZOÖS, 10(4), 1997. S. 183-190. Übersetzung
ins Deutsche: Gita Y. Arani-May. Mit der freundlichen Genehmigung von
Dr. phil. Barbara Noske und der International Society for Anthrozoology
(ISAZ).
Siehe in dem
Zusammenhang: http://www.vetmed.ucdavis.edu/
CCAB/anthro~1.htm, ANTHROZOÖS, A Multidisciplinary Journal of the Interactions of People
and Animals, International Society for Anthrozoology ISSN 0892-7936. |
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'Biologie
und Ethologie sind irgendwie zu den Wissenschaften über
die Tierheit ('animalkind') geworden. Es ist von diesen
Wissenschaften, woher die Sozialwissenschaftler (die
Wissenschaften über die Menschheit) ihr eigenes Bild von Tieren
und Tiersein, unkritisch und zum größten Teil unbeabsichtigt
beziehen. Tiere sind an biologische und genetische Erklärungen
gebunden worden.
Dies hat zu einer
"Anti-Tier Reaktion" unter den Gelehrten in den
Humanwissenschaften geführt. Sie erklären geradewegs, dass die
Evolutionstheorie der Interpretation von Tieren und tierischer
Handlungen genüge tut, aber nicht für Menschen. Fast kaum ein
Kritiker biologischen Determinismus wird aufgeben zu denken ob
Tiere wirklich in engen genetischen und biologischen Begriffen
erklärt werden können.
Viele Menschen in oder
in Verbindung mit den Sozialwissenschaften, irren mit ihrer
Akzeptanz des biologischen Bildes von Tieren als der
tierischen Essenz. Sie verpassen es anzuerkennen, dass das Bild
von Tieren ein de-animalisiertes biologisches Konstrukt ist. Die
anthropozentrischen Sozialwissenschaften betrachten ihren
eigenen Gegenstand, Menschen, als Tier in der Basis, plus einer
vitalen Ergänzung. Diese Sicht macht Tiere automatisch zu
reduzierten Menschen. Das Argument verläuft folgendermaßen:
Wenn Biologen und Ethologen reduktionistisch sind, ist das weil
Tiere, als reduzierte Wesen, sie dazu veranlassen so zu denken.'
Aus:
Barbara
Noske: Die
Tierfrage in der Anthropologie: Ein Kommentar (diesen
Text können sie als PDF Datei vollständig auf
http://www.simorgh.de finden).
Originaltitel:
The
Animal Question in Anthropology: A Commentary. Der
Artikel wurde der Zeitschrift Society & Animals, in
der Ausgabe: Vol. 1 No. 2, 1993, veröffentlicht. Übersetzung
aus dem Englischen: Gita Y. Arani-May. Mit der freundlichen
Genehmigung von Dr. Barbara Noske.
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