Edition Farangis

Our Observer 1

‘In einer Gesellschaft, in der die Menschheit nicht als das Maß aller Dinge gesehen wird, kann eine bestimmte Deutung der Welt – eine menschliche Deutung – trotzdem immer noch als die einzige Wahrheit gelten. Und obgleich eine organische Sichtweise der Welt im Prinzip und potenziell tierfreundlicher wäre, ist diese Art der Weltsicht nicht notwendigerweise ein Schutz gegen gegen Anthropozentrismus. Die Vorstellung zum Beispiel, dass Tiere die Handlungen von Menschen brauchen, seien es Rituale oder die Jagd, um zu überleben und um sich zu reproduzieren – gleich wie wahr das in der heutigen westlichen Welt sein mag – ist im Grunde eine anthropozentrische Vorstellung. Zudem, wo ein menschliches moralisches und soziales System auf den Rest der Natur projiziert wird, wenn auch in aller Aufrichtigkeit, läuft man Gefahr, die Sicht über das Tier als dem Anderen zu verlieren. In dem Fall stehen Tiere in der Gefahr um ihre eigene Domäne und um ihre eigene Art des Erfahrens der Welt beraubt zu werden. Die eigene Konstruktion des Tieres über die Welt nicht anzuerkennen (Watzlawick 1977), sowie die Limitation der Menschheit darin solche Konstrukte zu verstehen, kann in einer noch weiteren Form der Zentriertheit auf den Menschen (A.d.Ü. im Original ‘humancenteredness’) resultieren.’

Aus:

Barbara Noske: Speziesismus, Anthropozentrismus und nichtwestliche Kulturen (diesen Text können sie als PDF Datei vollständig auf http://www.simorgh.de finden)

Zu diesem Text und Zitat aus diesem Text muss man sagen, dass er keinen dekolonialen Ansatz vertritt, dazu wäre es nötig, eigene Darlegungen über die Kulturgeschichten nichtwestlicher Kulturgebiete kennenzulernen. Wichtig ist aber der Ansatz über die Vorstellungen, die nichtwestlichen Kutluren zugeordnet wurden/werden im Sinne der festen Vorstellung über “Jäger und Sammler”-Kulturen. Es bedarf der weiteren kulturübergreifenden und kulturkritischen und aber auch dekolonialen Analyse.

‘Biologie und Ethologie sind irgendwie zu den Wissenschaften über die Tierheit (‘animalkind’) geworden. Es ist von diesen Wissenschaften, woher die Sozialwissenschaftler (die Wissenschaften über die Menschheit) ihr eigenes Bild von Tieren und Tiersein, unkritisch und zum größten Teil unbeabsichtigt beziehen. Tiere sind an biologische und genetische Erklärungen gebunden worden.

Dies hat zu einer “Anti-Tier Reaktion” unter den Gelehrten in den Humanwissenschaften geführt. Sie erklären geradewegs, dass die Evolutionstheorie der Interpretation von Tieren und tierischer Handlungen genüge tut, aber nicht für Menschen. Fast kaum ein Kritiker biologischen Determinismus wird aufgeben zu denken ob Tiere wirklich in engen genetischen und biologischen Begriffen erklärt werden können.

Viele Menschen in oder in Verbindung mit den Sozialwissenschaften, irren mit ihrer Akzeptanz des biologischen Bildes von Tieren als der tierischen Essenz. Sie verpassen es anzuerkennen, dass das Bild von Tieren ein de-animalisiertes biologisches Konstrukt ist. Die anthropozentrischen Sozialwissenschaften betrachten ihren eigenen Gegenstand, Menschen, als Tier in der Basis, plus einer vitalen Ergänzung. Diese Sicht macht Tiere automatisch zu reduzierten Menschen. Das Argument verläuft folgendermaßen: Wenn Biologen und Ethologen reduktionistisch sind, ist das weil Tiere, als reduzierte Wesen, sie dazu veranlassen so zu denken.’

Aus:

Barbara Noske: Die Tierfrage in der Anthropologie: Ein Kommentar (diesen Text können sie als PDF Datei vollständig auf http://www.simorgh.de finden).

Dies ist ein Repost von https://farangis.de/dogs/observant/observant_D.htm

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